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SARA LUNDBERG ZU GAST IN DER GRUNDSCHULE DER KÜNSTE

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Ein Workshop zum Bilderbuch »Der Vogel in mir fliegt, wohin er will« von Sara Lundberg im Rahmen des internationalen literaturfestival berlin (ilb) 2024

Text: Kirsten Winderlich
Fotos: Elisa Bauer

Leicht mit Wasser gefüllte Aquarien simulieren in der Grundschule der Künste einen Bachlauf von einem Raum in den anderen. Darin liegende Tonklumpen erinnern nicht nur an eine Schlüsselszene aus dem Bilderbuch »Der Vogel in mir fliegt, wohin er will« der schwedischen Künstlerin Sara Lundberg, sondern laden ein, eigene Vögel zu formen und sich in das innere Erleben der Protagonistin einzufühlen. So war es für Berta Hansson (1910-1994) als Kind im dörflichen Hammerdal ein besonderes Erlebnis in einem Bach das erdige Material zu entdecken und mit diesem schöpferisch tätig zu werden. Nicht selbstverständlich, denn für Kinder gab es damals keinen Freiraum, Kind zu sein, das heißt zu spielen und eigenen Interessen und Leidenschaften nachzugehen. Für die Mädchen war darüber hinaus vorgesehen, nach ihrer nur vier Jahre dauernden Schulzeit auf dem elterlichen Hof zu arbeiten und der Familie den Haushalt zu führen.

Das Bilderbuch erzählt mit poetischer Wucht in Bild und Text von der schier unerreichbar erscheinenden Sehnsucht Berta Hanssons, Künstlerin zu werden. Die beklemmende und gleichzeitig beeindruckende Biografie wird dabei von der Malerei Lundbergs gebrochen und macht auf diese Weise Mut, den eigenen Weg zu finden. Obwohl Berta im Kontext ihrer Zeit andere Herausforderungen zu bewältigen hatte, spiegeln sich im Bilderbuch Gemeinsamkeiten zwischen ihrem Leben und dem Leben vieler Heranwachsender heute. Denn autonom zu werden ist eine Entwicklungsaufgabe junger Menschen damals wie heute. Der Prozess, geprägt von Unsicherheiten und Widerständen, bedeutet nicht nur Abgrenzung und Ablösung von den Eltern und der Familie, sondern auch die besondere Herausforderung, sich zu finden und dabei nicht zu verlieren. Die Vulnerabilität dieser Lebensphase steht außer Frage und spiegelt sich in der kraftvollen Malerei, durch die Sara Lundberg Moment und Erleben in einen tief berührenden Austausch zu bringen versteht.

In unserem Workshop entwickeln wir durch unsere Installation aus mit Wasser und Tonklumpen gefüllten Aquarien eine mediale Übersetzung folgender Schlüsselszene des Bilderbuches: Berta entdeckt, in einem Bach watend, das Material Ton und erfährt dabei eine Möglichkeit, dem eigenen inneren Vogel, Gestalt zu geben.
Wir greifen die Bilder des (Lebens-)Flusses sowie des Vogels auf und locken auf diese Weise Zukunftsvorstellungen der beteiligten Kinder hervor. Ausgehend von einer Parallelaktion, einen Vogel aus Ton zu formen, und der Impulsfrage »Der Vogel in dir, wohin will er fliegen?«, schreiben die Kinder mit Füllfederhalter und Tinte auf den weißen Rahmen ausgewählter Bilder aus dem Bilderbuch von ihren Sehnsüchten. Zum Schluss des Workshops rahmen die besonderen Textstücke an der Präsentationswand der Grundschule der Künste die Baumszene, in der Berta mutig einen Baum erklimmt, und es wird deutlich spürbar, wie intensiv die individuellen ›Handschriften‹ der Kinder den eigenen Wünschen eine Stimme geben und diese in die Welt bringen.

Der Workshop unter der Leitung von Kirsten Winderlich und Elisa Bauer wurde in Kooperation mit einer vierten Klasse der Konkordia-Grundschule (Spandau) und Helen Naujoks und unter Mitarbeit von Lucia Leonhardt realisiert.

Raumgestaltung: Kirsten Winderlich, Elisa Bauer, Helen Naujoks, Lucia Leonhardt

Sara Lundberg
Der Vogel in mir fliegt, wohin der will
Aus dem Schwedischen von Friederike Buchinger
Moritz 2024
128 Seiten, durchgehend farbig illustriert
Hardcover, 21,7 x 17,6 x 2,0 cm
ISBN: 978-3-89565-464-0
€ (D): 18 / € (A): 18,50 / CHF: 28,90