Ein Workshop zum Bilderbuch »Ihre Hoheit Matsch – Prinzessin von Schlammland« von Beatrice Alemagna im Rahmen des internationalen literaturfestival berlin (ilb) 2025
Text: Kirsten Winderlich
Fotos: Elisa Bauer und Sophia Ashraf
Kissen über Kissen türmen sich in die Höhe. Der Berg aus Braun-, Erd- und Schlammtönen knistert lautlos. Tatsächlich lugen hier und da trockene und ausgedroschene Halme der Gerstenpflanze aus den weichen Fugen der Textilinstallation. Beim Näherkommen lassen Stöckchen wie diverse Wollreste und Stofffetzen Arme und Haarschopf erkennen. Es gibt keinen Zweifel: Das amorphe Gegenüber ist nichts weniger als Ihre Hoheit Matsch! Oder die Prinzessin aus Schlammland, die die Protagonistin Yuki durch eine Art Unterwelt begleitet und damit unterstützt, mit ihren Gefühlen umzugehen – ohne Scham.
Doch bevor die Kinder die Prinzessin bauen und begrüßen konnten, gruben sie in »Schlammland« nach weggeworfenem Spielzeug und spürten den einzelnen Geschichten der verschiedenen Fundstücke schreibend und zeichnend nach. Flankiert wird dieser Prozess von Bildern aus dem Bilderbuch, die, angebracht an zwei zentralen Säulen, Yuki auf ihrem Abstieg ins »Schlammland« wie den »Ärgerwald« in den Raum holen. Als Träger für ihre Texte und Bilder steht den Kindern Papier mit pastellfarbenen Spuren, die während der Produktion der »Müffelinos« zufällig entstanden sind, zur Verfügung. Das Besondere dieser bemerkenswerten Gesellschaft ist, dass sie zwar unangenehm stinken, aber dennoch während der Kanalisation der Gefühle, die in »Schlammland« durchlebt wird, unterstützen können. Also warum ihre »Hinterlassenschaften« nicht für die Hervorlockung der Gefühle der Kinder wirksam werden lassen? Die Papiere, gefächert auf einem Tisch ausgelegt, sind mit einer Schicht gestreuter weicher Bleistifte versehen. Die Anordnung der gespitzten Stifte ist dabei als Referentiell zur Streuung des Strohs auf den Kissen zu verstehen. Entsprechend der Ästhetik des Bilderbuches, die auf Kontraste und Gegensätze baut, ist das »Schlammland« in der grund_schule der künste nicht matschig-triefend, sondern weich-gepolstert. Das Stroh, mit dem die Kissen gefüttert sind, lässt jedoch erahnen, dass die Unterwelt der Gefühle, in die Yuki nur zögerlich hinabsteigt, »pieksen« oder einfach nur schmerzen kann. Und an diesem wunden Punkt knüpfen wir am zweiten Workshop-Tag an. Die Kinder wurden nämlich eingeladen, eigene »Zornobjekte« mitzubringen und zu erforschen. Im anschließenden Austausch mit Beatrice Alemagna stieß ihr Furor dabei auf ein Gegenüber, das ihnen Mut machte, wie Yuki, zu ihren Gefühlen »hinabzusteigen«, und sich mit ihnen – seien sie im ersten Moment noch so groß und erdrückend – anzufreunden.
Der Workshop unter der Leitung von Kirsten Winderlich und Elisa Bauer wurde in Kooperation mit einer 2. Klasse der Heinz-Galinski-Schule (Charlottenburg) sowie unter Mitarbeit von Sophia Ashraf und Lucia Leonhardt realisiert.
Konzept Raumgestaltung: Kirsten Winderlich
Realisierung Raumgestaltung: Elisa Bauer und Kirsten Winderlich
Eine umfängliche Rezension des Bilderbuches ist hier zu lesen.